Deckblatt Sa Tire

(Schardt Verlag, Oldenburg)   10,00 €

 

Ist das denn die Möglichkeit? …oder nur ein fauler Zauber?

Sa Tire heißt das neue Buch von Hartmut Rißmann. Wieder kein Krimi, sondern etwas für die Lachmuskeln. Ob es tatsächlich Satire ist, muss jeder Leser für sich entscheiden, auf jeden Fall kommen Freunde des Spottes nicht zu kurz.

Wieder einmal werden die Agenten M. Hulda und S. Kalli mit den kuriosesten Fällen konfrontiert. Jede der Erzählungen aus Sa Tire öffnet einen Fall aus der Geheimakte Deutschland. Mysteriöse Todesfälle von Opfern mit gebrochenen Herzen, gequälte Schreie eines mit der Gabel erstochenen Hirschbratens, Mörderische Angriffe von elektronischen Geräten oder kannibalistische alte Hexen. Den Spezialagenten bleibt nichts erspart. Erst recht nicht der ständige Konflikt zwischen den zwei Partnern. Der spirituelle M. Hulda eckt immer wieder an bei der rationalen S. Kalli, wenn er die mysteriösen Fälle mit übersinnlichen Phänomenen zu erklären versucht.

Hartmut Rißmann nimmt nicht nur sein kriminalistisches Heimgenre ins Visier, sondern auch sich selbst. In der ebenfalls enthaltenen Kurzgeschichte „IQ von Zwölf“ geht es um zwei Männer, die ihre meiste Zeit im Wald verbringen, der eine weil er dort wohnt, der andere um sich eine Auszeit zu gönnen. Doch ob HR dort seine Ruhe findet ist fraglich, da der minderbemittelte Adlige Immanuel Quetzlowski von Zwölf ein Gesprächspartner ist, mit dem ein Dialog kein Ende finden muss. Er hält HR und den Leser mit immer neuen Fragen auf Trab, die ihm zu HRs skurrilen Geschichten einfallen. Dieser assoziiert was das Zeug hält und findet allzu häufig Erklärungen, die seiner ganz eigenen Logik entspringen.

Doch auch der Leser bekommt sein Fett weg. Nicht mit überkorrekt ausformulierter Hochsprache, sondern mit typisch norddeutsch-zynischer Manier und Wortverdrehern à la Rißmann setzt er den Rezipienten vor unvollendete Tatsachen. Von Zeit zu Zeit ist der Leser ziemlich baff und muss kurz innehalten, um die stilistischen Finten zu entschlüsseln und die malerischen Namen der Figuren zu interpretieren. Oder eben auch nicht, denn Schlüssigkeit ist nicht das Ziel von Sa Tire. Es geht dem Autor darum, den Leser zu verwundern, ihn aus seinem gewohnten Leseumfeld zu verbannen und zum Nachdenken zu bringen. Wenn er auch keine Erleuchtung finden wird, so bleibt das Ergebnis doch zumindest ein Schmunzeln, wenn ihm aufgeht, dass er gerade tüchtig veräppelt wurde.

Satire darf auch politisch inkorrekt sein. Es sei dennoch davor gewarnt, dass der Autor von Zeit zu Zeit kurz davor ist, die Grenze von komisch zu unangebracht zu überschreiten. Der aufmerksame Leser merkt jedoch schnell, dass Rißmann, wenn auch manchmal unsensibel, einzig und allein darauf aus ist, einen Spaß zu machen. Sa Tire ist unbestreitbar ulkig um jeden Preis und deshalb auch nichts für jeden. Demjenigen der auf der Suche nach dem Sinn ist, empfiehlt sich Schopenhauer, jedem anderen Rißmanns Sa Tire!

Lena Prodöhl
[Kontakt: lenaprodoehl@gmail.com]